DRAMA/KRIEG: USA, 2005
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Peter Sarsgaard, Jamie Foxx
Scharfschütze Swoff (Jake Gyllenhaal) ist sich nicht mehr sicher, ob es eine kluge Idee war, sich freiwillig zu den Marines zu melden: Der zweite Golfkrieg ist losgebrochen, die USA haben 500.000 Soldaten in der saudischen Wüste zusammengezogen. Doch der größte Feind sind nicht Saddams Husseins Soldaten, sondern flirrende Hitze, Langeweile und Aggressionen. Und das zermürbende Warten auf den großen Schuss ... der aber nicht und nicht kommen will.
KRITIK:
Sam Mendes, der für American Beauty verdientermaßen mit Oscars sonder Zahl bedacht wurde,
hat einen Kriegsfilm gedreht. Oder einen Antikriegsfilm? Die Unterscheidung fällt nicht wirklich leicht.
Der Film vermeidet es nämlich ganz bewusst, Position zu beziehen.
Genau das macht m.E. seine Klasse aus: Die völlige Ideologiefreiheit, das Fehlen jeder wie auch immer gearteten "Message".
Sam Mendes hält die Zuseher für intelligent genug,
sich ihren eigenen Reim auf die Bilder zu machen,
die soeben zwei Stunden auf sie herunter geprasselt
sind wie Bomben auf irakische Schützengräben:
Den klinisch sauberen Computerspiel-Bildern der amerikanischen TV-Sender setzt Mendes
gespenstische Aufnahmen von ausgebrannten Autowracks und verkohlten Leichen entgegen.
Dazwischen amerikanische Soldaten, denen der Irrsinn des Krieges sichtlich zu Kopf gestiegen ist:
Jake Gyllenhaal, der sich anfangs noch mit Büchern von Albert Camus beschäftigt,
darf mit zunehmendem Kriegsverlauf sein unheimliches
Donnie Darko-Grinsen reaktivieren - sehr spooky, dieser Blick, der perfekt zur düsteren und bedrohlichen Grundstimmung des Films passt.
Der Film liefert übrigens keine tiefschürfenden psychologischen Erklärungen:
Die Frage, was in den Köpfen der Soldaten vorgeht,
WARUM Menschen Lust am Schießen und Töten (jawohl, Töten!) haben, wird nicht beantwortet.
Oder doch? Diese Jarheads ("Topfköpfe", Spitzname der US-Marines) sind einfach ziemlich krank im Kopf ...
Und: Wer sich ein tösendes Actionfeuerwerk erwartet, sitzt genauso im falschen Film
wie die Soldaten, denen zur "Einstimmung" auf den Krieg Apocalypse Now gezeigt wird:
Erschreckend, wie sie den berühmt-berüchtigten Hubschrauber-Angriff auf das vietnamesische Dorf bejubeln wie ein Football-Spiel.
Vielleicht sollte man Jarheads besser mit "Hohlköpfe" übersetzen ...
Ein außergewöhnlicher, düsterer und bedrohlicher Kriegsfilm. Oder Antikriegsfilm? Ja, natürlich ...