DRAMA: D, 2000
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Julia Hummer, Barbara Auer, Richy Müller
Seit 15 Jahren leben die ehemaligen RAF-Mitglieder Hans (Richy Müller) und Clara (Barbara Auer) im Untergrund. Die gemeinsame Tochter Jeanne (Julia Hummer) leidet besonders unter dem Leben auf der Flucht. Als Einbrecher ihr Versteck in Portugal leer räumen, ist die Familie gezwungen, nach Deutschland zurückzukehren - in ein Land, das die Verbrechen aus der RAF-Zeit gnadenlos verfolgt. Um an Geld zu kommen, wird ein Banküberfall geplant. Keine gute Idee...
KRITIK:Der deutsche Regisseur Christian Petzold schrieb das Drehbuch unter dem Eindruck der öffentlichen Erschießung des ehemaligen RAF-Mitglieds Christian Grams durch die Antiterror-Einheit GSG-9.
In stillen, beinahe dokumentarisch anmutenden Bildern erzählt Petzold die Geschichte einer Flucht: Die ehemaligen RAF-Kämpfer (der Name der Terrorgruppe wird nie explizit erwähnt) haben ihre Taten längst bereut. Doch die Staatsgewalt kennt keine Gnade mit den damaligen Tätern, die mit Gewalt die Gesellschaft verändern wollten und sich damit letztlich selbst zerstörten.
Der Film schildert die Geschichte aus dem Blickwinkel der Tochter, die nichts anderes kennt als ein Leben im Ausnahmezustand. "Warum hast du immer Angst? Warum drehst du du dich ständig um?", fragt der junge Surfer Heinrich, den Jeanne in Portugal kennengelernt hat. Er bringt einen Hauch von Normalität in ihr Leben. Doch die Eltern können die Beziehung nicht zulassen. Zu groß erscheint ihnen das Risiko, dass ihr Unterschlupf auffliegen könnte.
Christian Petzolds Film wurde von der Kritik gefeiert. Zu recht. Hat man sich einmal auf das bedächtige Erzähltempo eingestellt, wird man hineingezogen in den Sog der Ereignisse. Der Film ist enorm spannend - wenn auch auf eine subtile Art, die sicher nicht jedermanns Sache ist.
Wenn man so will, ist DIE INNERE SICHERHEIT das ruhige Gegenstück zum etwas reißerischen BAADER MEINHOF KOMPLEX.
Wie immer bei Christian Petzold wird der Film von starken Darstellern getragen.
Besonderes Lob verdient die damals 20-jährige Julia Hummer, die später auch in Petzolds Gespenster (2005) vor der Kamera stand.
Mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Familiendrama und Roadmovie liefert Regisseur Christian Petzold seinen Beitrag zur RAF-Aufarbeitung im deutschen Kino. Ein leiser, aber extrem kraftvoller und einprägsamer Film.