OT: De battre mon coeur s'est arrèté
DRAMA, THRILLER: F, 2004
Regie: Jacques Audiard
Darsteller: Romain Duris, Linh Dan Pham, Niels Arestrup u. a
Der HalbkriminelleTom (Romain Duris) erledigt für die Pariser Immobilienmafia die Drecksarbeit:
Geld eintreiben, Leute bedrohen, Obdachlose und lästige Mieter verprügeln.
Die "Arbeit" kotzt ihn längst an. Denn Tom hat noch eine andere Seite:
Seine früh verstorbene Mutter war Konzertpianistin, von ihr hat er sein musikalisches Talent geerbt.
Verbissen bereitet er sich auf einen Vorspiel-Termin vor. Doch je näher der Tag seines Auftritts rückt,
desto mehr scheint ihm sein Leben zu entgleiten. Künstler und Gangster in Personalunion, das kann nicht gut gehen ...
"Der beste neue Scorsese kommt aus Frankreich" schrieb eine Kritikerin auf evolver.at.
Hart, exzessiv, leidenschaftlich, von einer rastlosen Energie angetrieben:
Wer immer noch glaubt, das französische Kino würde nur schnarchfade,
geschwätzige Pseudo-Kunstwerke hervorbringen, sollte sich hier eines besseren belehren lassen.
Nein, De battre mon coeur s'est arrèté, wie der Film im Original heißt,
schlägt andere Töne an: Wie eine optische Mischung aus dem jungen Robert de Niro in Taxi Driver
und einem Lederjacken tragenden Rock'n'Roller Marke Mando Diao hetzt der rastlose Tom (großartig: Romain Duris)
durch die Pariser Straßenschluchten, angetrieben vom fiebrigen Elektoclash-Sound von The Kills.
Ich habe selten einen physisch präsenteren Schauspieler gesehen,
seine Zerrissenheit, der Druck, unter dem er steht, ist für den Zuseher beinahe körperlich spürbar.
Mit der selben Energie und den gewalttätigen Ausbrüchen, mit der er seine "Aufträge" durchzieht,
gibt er sich auch seiner Musik hin - exzessiv, manisch, verbissen, und voller Leidenschaft.
Das ergibt Gänsehaut erzeugende Szenen in einem wunderbaren Film,
der mir einmal mehr vor Augen führte, was mir im Kino wirklich wichtig ist:
Bombastische Specialeffekt-Orgien, clevere konstruierte Handlungs-Wendungen
und ach-so-tiefgründige Dialoge - danke, kein Bedarf.
Ich will in echte Gesichter von echten Menschen sehen.
Am liebsten von Menschen in Ausnahmesituationen, wo es ans Eingemachte, ans Körperliche geht.
Exzessiver Sex und rasende Gewaltausbrüche, dunkelrote Blutströme, Schweißbäche und heiße Tränen.
Klingt vielleicht pathetisch, ist es auch, aber das sind die Dinge, die mich ins Kino locken.
Da können mir Star Wars und Harry Potter doch den Buckel runter rutschen.
Ein wilder, existentialistischer, hochgradig körperlicher Film über den Sieg der Liebe und Musik über (männliche) Gewalt. Gleichermaßen schön, dreckig, fies und wahrhaftig, eine dringende Empfehlung.