DRAMA: D, 2005
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Julia Hummer, Sabine Timoteo, Benno Fürmann
Es war nur eine Minute, doch die hat ihr Leben zerstört: Eine Minute hatte Françoise ihr Kind im Supermarkt aus den Augen gelassen. Es wurde entführt. Seither sieht die traumatisierte Frau Gespenster. Zum Beispiel Nina: Ein verängstigtes Heimkind, das mit seiner toughen Freundin Toni, einer Diebin, rastlos durch Berlin zieht. Die Wege kreuzen sich ...
KRITIK:
"Hervorragend gespielt, souverän in Szene gesetzt. Schönster deutscher Film des Jahres." Schrieb der 'Falter'.
Das könnte man eigentlich so stehen lassen.
Wer Regisseur Christan Petzolds bekanntesten Film Die innere Sicherheit gesehen hat, weiß, was ihn erwartet:
Ein sehr ruhiges, von starken Darstellern getragenes Drama, das einen noch länger beschäftigt.
Okay, zugegeben, mit allzu ruhigen Filme ist das so eine Sache - ich mag's ja im
Zweifelsfall lieber heftig und exzessiv als ruhig und subtil.
Gerade der Anfang erinnert ein wenig an schwerfälliges Kunstkino französischer Machart.
Aber dieser Eindruck täuscht: Der Film entwickelt eine beträchtliche Sogwirkung und schafft es,
mit wenigen Worten und Gesten viel zu sagen.
Ich war emotional in allen drei Figuren drin:
In der schüchternen Nina, die offenkundig Schlimmes durch gemacht hat (was, wird man nicht genau erfahren),
in der schwer traumatisierten Mutter, und auch in der sozial entwurzelten Toni.
Erfreulicherweise kommt dieser Film völlig ohne Pathos oder erhobenen Zeigefinger aus;
und auch ohne aufgesetztes Happy End. Wie es sich für ein ernst zu nehmendes Drama gehört.
Erstaunlich auch, wie beiläufig - und gänzlich unpeinlich -
von der aufkeimenden Liebe zwischen den beiden Mädchen erzählt wird.
Selbst in den (Halb)-Nacktszenen werden keine haltlosen Altmänner-Phantasien bedient -
die Macher des kitschigen My Summer of Love sollten sich in Grund und Boden schämen ...
Wer intelligente Frauen-Dramen (sorry, blödes Etikett, aber mir fällt kein besseres ein)
wie Palindromes, The Virgin Suicides oder
Lilja 4-Ever zu schätzen weiß, sollte das auf keinen Fall versäumen.