DRAMA: CAN 1996, 1996
Regie: David Cronenberg
Darsteller: Holly Hunter, James Spader, Rosanna Arquette, Deborah Kara Unger
Ein folgenschwerer Autounfall ändert das Leben des Filmproduzenten James Ballad (James Spader) nachhaltig: Er entdeckt, dass ihm Autounfälle jenen sexuellen Kick geben, der in seiner Ehe längst verloren ging. Gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter lässt er seinen Obsessionen freien Lauf ...
KRITIK:
"This film is fascinating but definitely not for everyone." So schrieb ein User auf IMDB über CRASH.
Stimmt natürlich, auch wenn dieser Satz im Grunde auf jeden Film von David Cronenberg zutrifft.
Der kanadische Regisseur ist hier voll in seinem Element und liefert einen gewagten und provokativen Film über sexuelle Grenzüberschreitung, Schmerz, Lust, Gewalt und körperliche Deformierung.
Dabei verleiht er dem Begriff "Autoerotik" eine völlig neue Bedeutung: Das sexuell wie emotional abgestumpfte Personal in CRASH holt sich nämlich seine Kicks durch Autounfälle, geilt sich an Unfall-Videos auf und reibt schon mal ihr bestes Stück an den Wunden von Unfallopfern. Tja.
Um derartiges ohne unfreiwillige Komik darzustellen, bedarf es natürlich mutiger und ausdrucksstarker Schauspieler:
Eine Rolle wie geschaffen für James Spader, der hier einmal mehr den unauffälligen, leicht schüchternen Durchschnittstyp
mit nicht gerade mehrheitsfähigen sexuellen Vorlieben spielt. Seine Partnerinnen im Film sind Holly Hunter, Rosanna Arquette und Deborah Kara Unger.
Die Sexszenen sind, wie bei diesem Thema nicht anders zu erwarten, ziemlich gewagt ausgefallen.
Das zog natürlich ernste Probleme mit der Zensur nach sich.
In England wurde der Film verboten, weil er Jugendliche verderben und schädigen ("deprave and corrupt") könne, wie ein Gericht befand.
Die Inszenierung ist konsequent düster, die Bilder unnatürlich klinisch und steril.
Damit wollte der Regisseur wohl eine visuelle Ausdrucksform für die emotionale Leere seiner Figuren finden.
Zur gelungenen Atmosphäre des Films steuert auch der exzellente Soundtrack bei.
Fans von düsteren, morbiden, Alles-andere-als-Mainstream-Filmen sollten also zugreifen, solange die DVD (uncut!) noch erhältlich ist.
David Cronenberg nimmt sich einen Roman von J.C. Ballard vor: Das Ergebnis ist ein wie gewohnt
drastischer und kontroverser Film über sexuelle Grenzüberschreitung.
In diesem Sinne: "Machen Sie sich bereit für ein Leben auf der Überholspur!"