THRILLER: A/D, 2008
Regie: Kawo Reland
Darsteller: Alf Beinell, Sabine Fürst
Vor dem Hintergrund grausamer Tierversuche eskaliert das Verhältnis eines Universitätsprofessors zu seiner Studentin...
KRITIK:Nicht nur unter abendfüllenden Spielfilmen, sondern auch kürzer geratenen filmischen Werken gibt es echte Juwelen, welche man dem Zuseher nicht vorenthalten sollte. Zumal ein Kurzfilm aufgrund des knapperen Budgets - und somit auch geringeren Marketingaufwandes - niemals jene Zuschauerbandbreite wie die eines Spielfilmes erreichen kann.
Nichts desto trotz gibt es dann aber immer wieder Kurzfilme welche sowohl technisch und künstlerisch, aber auch von der Präsenz des Themas einem abendfüllenden Film um nichts nachstehen.
Einer dieser Filme ist Bunnylove, das letzte, nein, eigentlich müsste man sagen "das vorletzte" vollendete Werk des deutsch-österreichischen Regisseurs Kawo Reland.
Wie der kleinen Korrektur im Satz zu entnehmen ist, fällt es bei Relands Produktionsoutput manchmal etwas schwer, den Überblick zu behalten. Der Mann dreht im Jahr nämlich zwischen vier und sechs Kurzfilme, nebenher einen Spielfilm und dann und wann auch noch Werbung. Obendrein betreibt er mit mehreren Firmen eine Demobandproduktion für Schauspieler und spielt und inszeniert dann auch noch Theater.
Vielleicht liegt es an seiner künstlerischen Herkunft als ausgebildeter Schauspieler dass Relands Filme vor allem in punkto Schauspielerführung echte Leckerbissen sind, wie sie sich im Independentbereich eher selten finden lassen.
Bei Bunnylove kann man dies besonders schön im "Making of", aber natürlich auch im Film selbst sehen.
Bunnylove handelt von Sybille, einer Studentin, die während ihres Chemiestudiums in die verzwickte Lage kommt Tierversuche an kleinen, zuckersüßen Häschen durchzuführen. Zumindest will das ihr sadistisch veranlagter Professor (welcher übrigens den ganzen Film über namenlos bleibt) und so nimmt das Geschehen schließlich seinen Lauf...
Denn anstatt der von ihr geliebten Hasen stellt sich Sybille stattdessen selbst für die Experimente zur Verfügung und das allerdings mit dem Hintergrund eines perfide ausgearbeiteten Planes, welcher ihrem verhassten Uni-Professor den Garaus machen soll.
Bunnylove behandelt nicht nur ein mehr oder weniger typisches Professoren-Studentinnen Verhältnis, sondern in erster Linie das Thema "Tierversuche". Und dabei verfährt Regisseur Reland nicht gerade zimperlich mit dem Zuseher.
Gleich zu Beginn sehen wir grausig verunstaltete Hasen aus Laborarchivaufnahmen einer bekannten Tierschutzorganisation, welche diese Aufnahmen freundlicherweise dem Filmteam zur Verfügung stellte. Und man fragt sich in der Tat - so wie auch die Hauptprotagonistin: "Warum tun Menschen anderen Lebewesen so etwas an?".
Reland bietet keine Alternativlösungen für Tierversuche, aber er thematisiert den Umgang zwischen Mensch und Tier, sowie Mensch und Mensch. Dabei muss man hinzufügen, dass den gesamten Film über der schwarze Humor nicht zu kurz kommt. Das schadet dem Film jedoch in keinster Weise, denn die etwas härtere Seziertisch-Folterszene braucht zwischendurch ohnehin die eine oder andere Auflockerung.
Als Darsteller holte sich Kawo Reland die deutsche Schauspielerin Sabine Fürst, sowie den Österreicher Alf Beinell an Bord. Letzterer ist übrigens aktuell im Kino als ermittelnder Kommissar im Film Jump neben Patrick Swayze zu sehen.
Beide Darsteller agieren emotional glaubhaft, besonders Beinells sadistische Note gibt Bunnylove die richtige Würze. Wer weiß, vielleicht fühlt sich so mancher Student an seinen ungeliebten Professor erinnert...
Technisch ist Bunnylove auf soliden Niveau, die Bilder von Kameramann Thomas Loacker tragen viel zur gelungenen Gesamtstimmung des Filmes bei. Das selbe gilt übrigens für die fantastisch gelungene Filmmusik des deutschen Komponisten Andreas Lehmann. Auch der Schnitt, welcher so wie das Buch von Kawo Reland selbst stammt, kann sich sehen lassen.
Als interessantes Detail am Rande wäre noch zu erwähnen, dass der Co-Autor und Produzent des Filmes, Andreas Reisenbauer, selbst einen Magisterabschluss in Chemie besitzt. Ob der Film autobiographische Züge hat, darüber darf jedoch nur spekuliert werden...
Ende 2008 erscheint "Bunnylove" als einer von fünf Kurzfilmen auf einer DVD mit dem schönen Titel: "Starke Frauen". Bis dahin ist der Film auf diversen Festivals zu sehen.
Bunnylove ist ein kleines, spritziges Meisterwerk mit satirischem Beigeschmack und Szenen die buchstäblich unter die Haut gehen. Kaninchenfreunde sollten allerdings dringendst Abstand davor bewahren.