OT: La Regina Margot
DRAMA: F, 1994
Regie: Patrice Chéreau
Darsteller: Isabelle Adjani, Daniel Auteuil, Jean-Hugues Anglade, Pascal Greggory, Vincent Perez
Die junge Prinzessin Margot (Isabelle Adjani) wird gegen ihren Willen mit Henri de Navarre (Daniel Auteuil) verheiratet. Eingeleitet wurde die Hochzeit von Margots eigener Mutter, der machtbesessenen Catherine de Medici (Virna Lisi). Die Hochzeit von Margot mit dem Protestanten Navarre soll die Versöhnung zwischen den verfeindeten Religionen ermöglichen. Zumindest dem Anschein nach. In Wahrheit jedoch geht es Catherine um die Sicherung der Herrschaft ihres erstgeborenen Sohnes Charles IX. (Jean-Hugues Anglade). Zur Erreichung ihrer Ziele schreckt sie auch vor Mord und Intrigen nicht zurück. Selbst vor einem Massaker nicht. Die Ereignisse sollen ihren blutigen Höhepunkt am 24. August 1572 finden, und als die Bartholomäusnacht in die Geschichte eingehen…
KRITIK:Patrice Chéreaus Verfilmung von Die Bartholomäusnacht aus dem Jahr 1994 gilt als einer der größten europäischen Filme überhaupt.
Trotzdem sollten über zehn Jahre ins Land ziehen, bis der Film im deutschen Raum eine würdige DVD-Veröffentlichung erhielt. Fans von Historienfilmen können sich nun, Capelight sei Dank, an dem fast dreistündigen Director's Cut ergötzen und kommen voll auf ihre Kosten.
Neben üppiger Ausstattung, prachtvoller Requisite und Unmengen von Statistiken fährt der Film auch noch mit einem berauschenden Bilderrausch auf. Berauschend und
erschreckend zugleich. Chéreau sparte nicht mit Filmblut und schreckt auch von der
Darstellung brutaler Gemetzelszenen nicht zurück. Aber selbst wenn sich die Leichen
auf den Straßen türmen, verliert der Film seine Schönheit nicht, vielmehr ertappt
man sich als Zusehern hin und wieder bei dem Gedanken auf ein Gemälde aus dieser Zeit zu blicken.
Für den Plot ließen sich die beiden Drehbuchautoren Patrice Chéreau und Danièle
Thompson sowohl vom gleichnamigen Roman von Alexandra Dumas, dem Autoren der "Drei
Musketiere", als auch von historischen Tatsachen beeinflussen. Das Ergebnis, ist wie in Romanen und Filmen so üblich, zwar nicht zu hundert Prozent historisch korrekt, erlaubt es den Zusehern aber, sich einen Eindruck von den damaligen
politischen Verhältnissen zu machen. Von einer Zeit, an der noch Giftmischer am Hof
ein- und ausgingen, Henker mit dem Fallbeil ihrer Tätigkeit nachgingen und Intrigen
mit tödlichen Ausgang geschmiedet wurden. Von den rauen Sitten, die am Hofe von
Catherine de Medici herrschten, ganz zu schweigen.
Aufgrund der Unmenge an Charakteren ist es zumindest zu Beginn des Films nicht
immer ganz einfach, den Überblick zu behalten, vor allem wenn man über keine
geschichtliche Vorbildung verfügt. Das ganze legt sich dann aber recht schnell,
konzentriert sich der Film im Endeffekt doch vor allem auf etwa ein Duzend Figuren
und legt im Laufe der Zeit eine unglaubliche Intensität an den Tag, wie man sie in
Historienfilmen eher selten findet.
Die Bartholomäusnacht ist also keine richtige Romanverfilmung, auch keine
Chronik der Ereignisse, sondern vielmehr eine Parabel auf Machtgier und politisch
kalkulierten Mord, mit Hauptaugenmerk auf psychologische Abgründe. Damit ein
solcher Film überhaupt funktionieren kann, braucht es natürlich überragende
Schauspieler, und auch in diesem Punkt hat Chéreau nichts anbrennen lassen. Die
schauspielerischen Leistungen, die in diesem Film dargeboten werden, lassen das
Cineastenherz wahrlich höher schlagen.
Ob nun Isabelle Adjani als Margot, Virna
Lisi als Medici-Matriarchin Catherine oder Jean-Hugues Anglade als sich dem Wahnsinn nähernde König Charles IX, die Darsteller überschlagen sich selbst mit
Höchstleistungen. Hinzu kommen noch Darsteller vom Kaliber eines Daniel Auteuils,
Pascal Greggorys oder Ulrich Wildgrubers.
Und auch der Soundtrack von Goran Bregovic vermag zu überzeugen, und fügt sich
nahtlos ins Gesamtbild ein.
Der aus dem Theater- und Opernbereich stammende Regisseur Patrice Chéreau ließ sich von Alexandra Dumas Roman "Die Bartholomäusnacht" zu einer epochalen Familiengeschichte voller Mord, Intrigen, sexueller Exzesse, Leichenberge, Abgründe, aber auch aufopferungsvoller Liebe, inspirieren und schuf einen pompösen Historienfilm, voll opulenter, berauschender Bilder.