OT: Alucarda, la hija de las tinieblas
HORROR: MEX, 1978
Regie: Juan López Moctezuma
Darsteller: Claudio Brook, David Silva, Tina Romero
Nachdem Justine zur Waise geworden ist, findet sie in einem Nonnenkonvent ein neues Zuhause und in ihrer fünfzehnjährigen Zimmergenossin Alucarda eine beste Freundin. Doch als die beiden in einer Krypta einen alten Sarg öffnen, ergreift das Böse von ihnen Besitz. Die beiden schwören Gott ab und besiegeln in einer schwarzen Messe ihre Verbundenheit zu Satan. Die Geistlichen versuchen die beiden Mädchen mit einem Exorzismus zu retten, doch dieser schlägt fehl. Jetzt bringen Alucarda und Justine Tod und Vernichtung über das Kloster
KRITIK:Sicherlich greift Moctezuma das ein oder andere Motiv aus DER EXORZIST auf, aber den Vorwurf des Plagiats kann man ihm beileibe nicht machen. Ganz offensichtlich hat der mexikanische Regisseur einen ganz eigenen Ansatz zu dieser Thematik. Waren in Friedkins Film - ebenso wie in Blattys Roman - Gut und Böse noch eindeutig definiert und alle Sympathien mit den Frommen, schlägt sich Moctezuma mit ALUCARDA fast auf die Gegenseite.
Unverhohlen macht der Filmemacher seinen Abscheu gegenüber Gott und Klerus deutlich und schießt eine Breitseite nach der anderen vor den Bug des Christentums. Den einen oder anderen gläubigen Zuschauer könnten die Bilder von jungen Mädchen, die Beelzebub in lesbischen Blutritualen die Treue schwören oder von Nonnen und Heilande, die in Flammen aufgehen, schon etwas ungehalten zum Kruzifix greifen lassen.
Und das obwohl ALUCARDA in den ersten zwanzig Minuten recht handzahm daher kommt. In den darauffolgenden zehn Minuten wirkt das okkulte Moment ab und an kitschig und beinahe lächerlich, so dass man schon versucht ist, diesen obskuren, aber alles andere als ununterhaltsamen Film zu belächeln.
Doch dann muss der Zwiefachgehörnte höchst selbst uns die Augen geöffnet haben. Denn plötzlich trifft einen ALUCARDAs visuelle Wucht wie ein Vorschlaghammer. Jetzt sind die anfänglich etwas billig anmutenden Sets absolut stimmig und faszinieren mit ihrem surrealen, finsteren Touch.
Und auch das Geschehen wird intensiver, alptraumhafter und vor allem blutiger. Gegen Ende erwarten den Zuschauer sogar ein paar richtig fiese, gut gemachte Goreszenen, die so unerwartet wie ein Schlag in die Magengrube kommen und daher doppelt wirksam sind. Und Tina Romero als ALUCARDA läuft pünktlich zum feurigen Finale zur absoluten Hochform auf. Dann gibt sie uns den bösen Blick derart, dass wir nur noch vor dem Fernseher knien und eine neue Kultikone preisen wollen.
ALUCARDA bedient viele Märkte: Mit den Blasphemien und Exorzismen werden die Anhänger des filmisch Okkulten zufrieden gestellt. Mit der virtuosen, aber auch extravaganten Inszenierung dürften gar Jodorowsky - Jünger auf ihre Kosten kommen und wegen der Nonnen, die hier verbrannt, bespuckt, gezüchtigt werden die Freunde des Nunsploitation feuchte Höschen kriegen. Ein Markt wird dieses Werk allerdings meiden wie der Teufel das Weihwasser, nämlich der Mainstream. Für diesen dürfte ALUCARDA viel zu laut, zu lesbisch, zu satanisch sein. Und so muss es auch sein - der Kult gehört uns!