OT: 99 Francs
DRAMA/SATIRE: F, 2007
Regie: Jan Kuonen
Darsteller: Jean Dujardin, Jocelyn Quivrin, Patrick Mille, Vahina Giocante
Er fickt unser Hirn und zieht unser Geld aus der Tasche. Er zieht heute schon an, was wir uns morgen wünschen werden. Er ist ein verantwortungsloses Arschloch mit einer Mordsdrum Macht. Er heißt Octave und hat einen coolen Kreativ-Job bei einer Pariser Werbeagentur. Bis zu seinem 33. Lebensjahr lief alles glatt. Geld wie Heu, schnelle Autos, Wahnsinns-Sex und Koksberge, höher als die Alpen. Doch eines Tages beginnt unser Held an der geldgierigen Oberflächenwelt der Werbewirtschaft zu zweifeln. Eine Sinnkrise bahnt sich an ... mit fatalen Folgen...
KRITIK:Das war ja zu befürchten. Das niederländische Regie-Enfant terrible
Jan Kuonen nimmt sich einer Verfilmung von Frédéric Beigbeders Bestseller "99 Francs" an.
Das Buch war ja so etwas wie eine Faustwatsche in die grinsende Fresse der Werbewirtschaft,
mit der sich der einschlägig berufserfahrene Autor seinen Frust von der Seele schrieb.
Auch Jan Kuonen hat Werbefilm-Erfahrung. Die Herrschaften sind also vom Fach.
Einen Namen machte sich der Kunsthochschul-Absolvent jedoch als Regisseur der bizarren Bleiorgie DOBERMANN (1997),
zumindest für meinen Geschmack eine äußerst kreative Stilübung in Sachen gewaltorientierter Unterhaltung.
Doch schon seine zweite Kino-Arbeit, der psychedelische Western BLUEBERRY (2004) geriet zu einem finanziellen Totalflop, von dem sich der Regisseur erst mal erholen musste. Er flüchtete in die Wildnis, um dort esoterische Schamanen-Dokus zu drehen.
Mit "39,90" kehrt Kuonen in die Zivilisation zurück.
Der Film will eine sarkastische Anklage der skrupellosen Verblödungsmaschinerie namens Werbung sein -
und sie mit ihren eigenen Mitteln schlagen. Genau so sieht der Film auch aus.
"Wie ein zweistündiger Werbeclip aus der Hölle", wie Christian Fuchs auf FM4.at so treffend schrieb.
Es gibt rasende Bilder, Animationen, Traumsequenzen, Halluzinationen, jede Menge Sex, zynische Sprüche, Drogen, noch mehr Sex und Partys bis zum Erbrechen.
Es sollte zumindest niemandem langweilig werden.
Doch die Übung gelingt nicht ganz. Auch wenn unser Held den Radikalausstieg wagt:
Radikal ist diese Arbeit nicht. Eher seltsam glatt und synthetisch.
Dem Film fehlt - vielleicht sogar gewollt - der emotionale Tiefgang.
In gewissem Sinne bleibt alles genau so oberflächlich wie die Werbung, die der Film zu kritisieren vorgibt.
Was aber niemanden vom Kinobesuch abhalten sollte.
Denn für acht Euro Eintritt gibt's immerhin einen zweistündigen visuellen Höllenritt,
wie man ihn nicht alle Tage sieht. Ich mag das...
Der niederländische Regie-Exzentriker Jan Kuonen nimmt sich Frédéric Beigbeders Bestseller "99 Francs" vor.
Das Resultat ist ein hysterischer Fiebertraum von einem Film,
dem aber leider etwas der satirische Biss fehlt.
Sehenswert? Ja, natürlich. Trotzdem: Nicht auszudenken, was einer wie David Fincher aus dem Stoff gemacht hätte. Fight Club II?
Die DVD von Alamode Film kommt ungekürzt, mit den üblichen Extras (Trailer, Making Of, Deleted Scenes...)