OT: Patrick vive ancora
HORROR: ITALIEN, 1980
Regie: Mario Landi
Darsteller: Sacha Pitoeff, Anna Veneziano, Mariaangela Giordano, Gianni Dei
Eine achtlos aus einem fahrenden Auto geschmissene Flasche befördert den jungen Patrick unwiederbringlich ins Koma. Fortan vegetiert er in einem Sanatorium vor sich hin, bis dort einige spezielle Gäste vorstellig werden. Patrick holt die telekinetische Gorekeule raus und führt das alte Sprichwort "Wer schläft, sündigt nicht" ad absurdum -
KRITIK:Gestern um Mitternacht im kalten Sternenlicht nach Eingabe des 666-Geheimcodes an der Panzertür den "Verbotenen Flügel" der Privatsammlung betreten, um mal zu gucken, welchen derben, allseits geächteten Schund aus der Prä-GROTESQUE-Ära man der werten Filmtipps-Leserschaft heute vorstellen könnte. Ah, und schon fündig geworden. 1980. Römische Splatterfront. Sleaze-Pontifex Landi. PATRICK LEBT!
Ein italienisches Rip-Off des australischen Psychohorrorflicks PATRICKS HÖLLENTRIP, in welchem gleichwohl ein Komapatient negativen bis mörderischen Einfluss auf seine Umwelt nimmt. Aber da für die Kopie jemand wie Mario Landi (mit einem GIALLO A VENEZIA auf der Visitenkarte) verantwortlich ist, verspricht die natürlich viel mehr Schmuddel und Genitalverstümmlung. In dieser Hinsicht enttäuscht uns der 1992 verstorbene Hobby-Kettenraucher seine (überschaubare) Fangemeinde auch diesmal nicht.
Da muss eben mal Sleaze-Queen Mariaangela (MALABIMBA, RÜCKKEHR DER ZOMBIES) Giordano ganz derbe nach dem Motto "Wenn die Eisenstange zweimal klingelt" auf dem Küchentisch dran glauben. Und dabei sah das Drehbuch ein solch schreckliches Ableben in der Urfassung gar nicht vor. Den Tod durch Vaginalpfählung hat Produzent Gabriele Crisanti -wie er rotzfrech im Extrateil der (explicit uncut) US-DVD zugibt- ganz spontan in grausamer Souveränität beschlossen.
Vorausgegangen war dem Urteil ein Streit mit der Schauspielerin am Vorabend. Was gibt diese kleine Anekdote jungen Schauspielerinnen mit ins Berufsleben? Wenn man in der Brunftzeit vom Produzent aufgefordert wird, mit in den Whirlpool zu steigen, dann sollte man dem Kommando besser nachkommen. Oder man findet sich am nächsten Drehtag völlig skript-unkonform auf dem Küchentisch mit einer Eisenstange im Untergeschoss wieder!
Jedenfalls hat diese kleine Meinungsverschiedenheit dafür gesorgt, dass sich in PATRICK LEBT! eine gorige Ausfälligkeit der denkwürdigen Art befindet, die den Film quasi im Alleingang für den § 131 qualifiziert hat. In meinen Augen ist diese Szene eine ausgesuchte Geschmacklosigkeit der Violent 80´s, wobei die heutige Gorehound-Generation dies auch anders sehen könnte. Es ist ja bekannt, dass die einige Stahlschichten härter ist als wir das noch vor ein paar Jahren waren. Wenn ich manchmal so lese, was heutzutage als lasch eingestuft wird, könnte man fast meinen, die Jungs schütteln sich zur Sektionssequenz vom WEG NACH EDEN einen von der Palme. Die Zeiten, in denen uns -wie in OMEN- eine fliegende Glasplatte den Jesus aus dem Leib schockiert hat, scheinen jedenfalls vorbei zu sein.
Doch zurück zu PATRICK LEBT! Dass der Film streng genommen grober Unfug ist, dürfte dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein. Beleg dafür ist nicht nur das überdimensionale Augenpaar (des hemmungslosen Trashs), welches immer dann aus dem Nichts erscheint, wenn einer der Protagonisten kurz vor Styx steht. Nein, auch das Drehbuch vom seligen Regnoli (der auch den spaßigen, wenngleich ähnlich sinnfreien GROSSANGRIFF DER ZOMBIES ersonnen hat) ist ein Sammelsurium an Unlogik, schlechten Dialogen und einem gerüttelt Maß Dümmlichkeit.
Gianni Dei, der Schmuddeling aus GIALLO A VENEZIA, spielt die Titelrolle. Dabei hat er aber nichts weiter zu tun, als im Bett zu liegen und aus starren, kalten Augen die Decke zu fixieren. Aber das schafft er ohne zu Blinzeln. Giordanos Ableben ist die Goreklimax, wobei es aber auch bei den anderen übernatürlichen Sterbehilfen die eine oder andere Kehle zerschleißt. In Sachen Grundstimmung und Todesszenen (insbesondere die mit den Hunden) gibt es durchaus Parallelen zu Bruno Matteis THE OTHER HELL, einem fast gleichaltrigen, kruden Nonnenhorrorflick, der noch ein bisschen intensiver und ausdauernder eine schön brackige Atmosphäre des Unheils generiert als PATRICK LEBT!, dem dies nur in den besten Momenten glückt. Dann aber wird´s neben billig und unterbelichtet auch mal garstig und sleazig. Apropos Sleaze! Da schreib ich nur: Anna Veneziano. In ihrem einzigen Film. Masturbierend an Patricks Bettpfosten mit Zugabe auf der Couch. Mit Blick bis zu den Mandeln bei geschlossenem Mund
Komapatient vegetiert und lässt seine Willenskraft Amok laufen. Wo Richard Burton in DER SCHRECKEN DER MEDUSA komatös einen nuklearen Winter heraufbeschwört, begnügt sich Patrick damit, Mariaangela Giordano auf dem Küchentisch eine Eisenstange bis zum Anschlag dort hinein zu schieben, wo sie absolut nichts verloren hat. Im Grunde ist PATRICK LEBT! bestenfalls ein drittklassiger Horrorfilm; aber mit seinen Asi-Sleaze´n´Gore-Einlagen krönt er sich zur guilty pleasure, die alle Jahre wieder mal für eineinhalb blutrünstige Schmuddelstunden in den Player wandert