DOKUMENTARFILM: USA, 2012
Regie: Rodney Ascher
Darsteller: Bill Blakemore, Geoffrey Cocks, Juli Kearns, John Fell Ryan, Jay Weidner
Stanley Kubricks Shining ist schon lange ein Kultfilm. Einige verehren ihn als Meisterwerk, andere halten ihn eher für Durchschnitt. Eines ist jedoch sicher: Einmal gesehen brennt er sich irreversibel in die Netzhaut ein - und somit in unsere Gedanken. Room 237 geht Shining auf den Grund und stellt fünf Theorien zur Deutung des Films vor.
Ich gehöre ja eindeutig zu den Verehrern von Shining, für mich ist es in der Tat ein Meisterwerk. Niemals werde ich Jack Nicholsons Fratze vergessen. Und noch heute jagt es mir einen Schauder über den Rücken, sobald der Vorspann beginnt und die Musik einsetzt. Wie ein kleines Kind das auf Weihnachten wartet ziehen sich meine Mundwinkeln dann nach oben, in freudiger Erwartung was da noch folgen wird.
Und nach Room 237 gleich doppelt so hoch. Was ist mir bis dato offensichtlich alles entgangen. Der Verdacht, dass es sich bei Shining nicht um einen reinen Horrorfilm handelt, hatte ich ja schon lange, aber welche aberwitzigen Ideen wohl in diesem Meisterwerk noch verborgen sind, konnte ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen ausmalen.
Ohne jetzt zu viel vorweg zu nehmen, hier mal ein paar im Film verfolgte Theorien: vom Genozid an den Indianer ist hier die Rede, vom Holocaust, generell der NS-Zeit, von sexsüchtigen Dämonen, von der Offenbarung Kubricks, dass er die Mondlandung für die Amerikaner fingiert hat usw.
Hinweise gibt es angeblich massenhaft in Shining. Und Room 237 untermauert sie auch mit allerlei Bildern, die im Film selbst zu sehen sind. Einfach alles hat eine Bedeutung und nun liegt es an uns daraus die Essenz zu ziehen.
Room 237 ist ein Film wie eine Schnitzeljagd. Hinweis für Hinweis erschließt sich diese Welt ein bisschen mehr und hat man ein Rätsel gelöst, will man gleich das nächste haben. Aus diesem Grund ist es auch ein erstklassiger Film geworden. Er zieht den Zuschauer mit rein, lässt ihn nicht als reiner Betrachter in der Ecke stehen. Im Labyrinth kann man sich jedoch schnell verlaufen, ein Ausweg findet sich nur wenn man sich auf das Vergangene besinnt.
Es gibt zwei, drei Theorien die mir unglaublich gut gefallen und bei denen ich mir fast sicher bin, dass sie Kubrick auch so gemeint hat. Dieses ausgefuchste Genie hat uns mit Shining doch so viel mehr gegeben als einen Horrorshocker und wenn wir das begreifen, gibt es uns tatsächlich Erleuchtung. Welcher Film schafft das schon? Dabei halte ich es auch für sehr wahrscheinlich, dass Shining mehr als nur eine Deutung erlaubt. Eines bin ich mir jedoch fast sicher, dass das Offensichtliche nicht die Antwort ist, sondern das Verborgene, der Subtext. Und macht das nicht einen guten Horror aus: Die Angst entsteht durch das nicht Gezeigte, durch das Verborgene, das was im Dunkeln lebt.
Nachdem man Room 237 gesehen hat wird man Shining nie wieder wie zuvor sehen. Noch dazu wird man ihn immer und immer wieder sehen wollen. In der Hoffnung noch mehr bislang Unentdecktes zu erkennen.
Dabei konzentriert sich die Dokumentation rein auf Kubricks Werk. Die Protagonisten stellen ihre Theorien vor und wir sehen die entsprechenden Bilder dazu, außerdem noch weitere Ausschnitte aus seinen Filmen. Das erlaubt uns wirklich völlig in diese aberwitzigen Deutungen einzutauchen und mitzurätseln, in der Hoffnung am Ende auch wieder einen Ausweg aus dem Labyrinth zu finden.
Room 237 erscheint am 2.5.2014 bei Rapid Eye Movies auf DVD.
Tauchen Sie ein in das verworrene Labyrinth von Shining, in den Kopf von Kubrick selbst. Und rätseln Sie mit, wenn Bewunderer in Room 237 ihre Theorien zum Kultklassiker offenbaren. Passen Sie nur auf, dass Sie sich dabei nicht verlieren! Kleiner Tipp: Besinnen Sie sich auf das Vergangene und vor allem ziehen Sie Ihre eigene Essenz daraus!