SCIENCE-FICTION: USA, 2009
Regie: J.J. Abrahams
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Leonard Nimoy, Eric Bana, Bruce Greenwood
Das Leben von James T. Kirk bekommt plötzlich einen ganz neuen Impuls, als er sich eines Tages bei der Sternenflottenakademie bewirbt und dort sowohl Freunde als auch Feinde findet. Außerdem muss er sich gegen den Romulaner Nero zur Wehr setzen
KRITIK:"Star Trek" ist nach "X-Men Origins: Wolverine" das zweite Prequel des noch jungen diesjährigen Kino-Sommers. Ganz im Gegensatz zu letzterem aber, wird dem Kinogänger bei "Star Trek" ordentlich Rezeptionskompetenz abverlangt. Bunt gemischt wird uns vorgeführt: Lautes Feuerwerk, Herz, Schmerz, Freudentränen und Schweißperlen; das alles in einen Pott - warum nicht? Aber dieser Melange fehlt der Sinn fürs Funktionale und ganz im Gegensatz zu "Wolverine" nimmt "Star Trek" qualitativ von Anfang bis Ende kontinuierlich ab.
Mit anderen Worten, um es kurz zu machen: "Star Trek" ist ein langer, anstrengender Film. Beim Verlassen dieses Films wünscht man sich nichts sehnlicher, als nach spätestens nach einer halben Stunde, wenn es allmählich immer biederer wird, einer anderen Vorführung beigewohnt zu haben.
Was der Film anfangs anzustreben scheint, strebt er letzten Endes gar nicht an. Doch es funktioniert so lange, wie sich der Film noch Mühe gibt, Neuland für die Star Trek- Reihe zu erobern. Vorausgesetzt wird da nur, dass man weiß, wie es am Ende dieses Films aussieht. Will heißen: dass man die Ursprungskonstellation kennen sollte, mit der die Serie in ihren Anfangszeiten auftrat. Das zu Beginn praktizierte Spiel mit den Figuren und deren Schicksalen, das stellenweise gar parodistische Züge annimmt, ist in zweierlei Hinsicht clever: So wird nicht nur für eine angenehme Innovationsfrische gesorgt, sondern auch die einfältige Handlung bloß zur Nebensache.
Die ist traurigerweise genauso furchtbar unoriginell wie sie in ihren Zeitreiseparadoxen für uns Zuschauer kaum verständlich ist, weil es an Erklärungen und klaren Worten hapert, was insofern negativ zu vermerken ist, als das der Film diese Geschichte mit voranschreitender Laufzeit mehr und mehr ausbauen will. Nebenhandlungen, Rückblenden und unnütze Facetten werden hinzugefügt, durch die "Star Trek" zu einer klebrigen und brüchigen Angelegenheit wird. Da leidet nicht nur der ironische Ton, der nach und nach ganz verloren geht, drunter, sondern auch das mit Willen zum Risiko aufgebaute dramaturgische Gerüst.
Der Sache muss man natürlich lassen, dass sie Potenzial und gute Vorsätze hat. Der Neuanfang, und die damit in Verbindung stehenden noch folgenden Fortsetzungen nach dieser, definieren sich vor allem durch ihr Verständnis und ihre Haltung zu den mittlerweile Kult gewordenen Charakteren der alten Filme und Serien. Das Mutigste an "Star Trek" ist hier der bereits erwähnte Wille zur Parodie, mit der sich die Charaktere zuweilen definieren. So gelingt es "Star Trek" zwar, Interesse für die Neuinterpretation zu wecken, kann damit aber nicht umgehen.
Insbesondere Beachtung findet die Beziehung von Spock und James T. Kirk, die der Film immerzu bemüht in den Mittelpunkt des Geschehens schiebt. Dies würde noch am besten funktionieren, würde der Film nicht ständig eine psychologische Vertiefung suchen, die der Geschichte nicht passen will und die die Geschichte auch nicht nötig hat. Wo der Film von seiner Oberflächlichkeit leben könnte, gönnen sich die Macher lieber eine Szene zu viel, als zu wenig, sodass das Umgehen mit den Genre-Elementen, auf das sich der Film gerne mal stützt, nur allzu selten gelingt.
Das Törichtste dieses konsequent genauso unstringenten wie in Sachen Erzählung völlig unsinnig gemachten Films aber: die Rahmung der Beziehung jener besagten Protagonisten, durch eine Love-Story, die zentnerweise Klischees schultern muss. Das gute Stück, dem sowohl Spock als auch Kirk hinterher gucken, nennt sich Uhura und ist ein begehrtes Exemplar in diesem launischen Weltraum-Zirkus.
Vielleicht muss man dem Film einräumen, dass dann doch zumindest die Schauspielerauswahl durchweg gelungen ist. Talentierte Schauspieler, die eher weniger zur Luxus-Klasse Hollywoods gehören, schlüpfen hier in ihre Rollen und zeigen, dass sie was von ihrem Tun verstehen. Wenn man also etwas aus dem neuen "Star Trek" mitnimmt, dann, dass man diese jungen, überwiegend noch unbekannten Gesichter gerne mal öfter auf der Leinwand sehen würde. Wovon man beim eigentlichen Film aber nicht sprechen kann.
Enttäuschendes Quasi-Prequel, das zwar mit interessanten Schauspielerleistungen aufwarten kann, aber an seinem einfältigen Drehbuch zu Grunde geht. Nicht empfehlenswert!