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Rusalka

Rusalka

DRAMA: RUSSLAND, 2007
Regie: Anna Melikian
Darsteller: Mariya Shalayeva, Yevgeni Tsyganov, Mariya Sokova

STORY:

Silver moon upon the deep dark sky,
Through the vast night pierce your rays.
This sleeping world you wander by,
Smiling on men's homes and ways.
Oh moon ere past you glide, tell me,
Tell me, oh where does my loved one bide?

(Exzerpt aus "Song of the moon", Rusalka, Oper von Antonín Dvorák)

Es ist wohl eines der schönsten Märchen, das Hans Christian Andersen je geschrieben hat. Die Geschichte von "den lille Havfrue", "der kleinen Meerjungfrau", Tochter des Meereskönigs. Unten am Meeresgrund sitzt sie und hört Erzählungen von der fernen und wundersamen Welt, da draußen an Land. Im Alter von 15 Jahren darf sie erstmals an den Strand schwimmen und entdeckt dabei den Gesang der Vögel, Blumen und den Duft des Grases. Als sie in einer stürmigen Nacht wieder an das Ufer will, kentert ein Schiff und die Mannschaft ertrinkt am Grunde des Meeres.

Einen Menschen jedoch kann die Meerjungfrau retten: Unter den Körpern der Untergehenden ist ein junger, schöner Mann, in den sie sich sofort verliebt. Jedoch aus den Erzählungen ihrer Schwestern weiß sie, dass Menschen nicht unter Wasser überleben können und bringt ihn daher an den nahegelegen weißen Strand. Dort findet ihn jedoch ein Menschen-Mädchen und als der junge Knabe, der der Prinz des Landes ist, die Augen aufschlägt, verliebt er sich in die Frau, von der er denkt, dass sie seine Retterin wäre. Dann verliert er wieder die Besinnung.

Traurig beobachtet die Meerjungfrau das Geschehen, jedoch ist sie durch ihren Fischschwanz an das Wasser gebunden. In ihrer Verzweiflung und von ihrem Verlangen getrieben, den Prinz wieder zu sehen, besucht sie die Meereshexe und erfleht Rat. Diese verhöhnt sie, gibt ihr aber schlussendlich einen Zaubertrank, der ihr es ermöglicht, auf Erden zu wandeln. Jedoch hat der Trank unangenehme Nebenwirkungen: Erstens ist die Verwandlung sehr qualvoll und irreversibel, zweitens wird sie ihre Stimme verlieren und drittens würde sie sterben, sofern der Prinz nicht die Liebe erwidert. Die kleine Sirene trinkt den Trank jedoch und ein furchtbarer Schmerz raubt ihr sogleich die Besinnung.

Als sie aus der Ohnmacht aufwacht, ist sie am selben Strand, an den sie den Prinzen gebracht hat. Doch genau in diesem Moment kommt der Jüngling an das Ufer. Er findet das Mädchen am Ufer, jedoch kann sie - wie die Hexe prophezeite - nicht sprechen. Voller Mitgefühl und an sein eigenes Schicksal erinnert, bringt er das Mädchen an sein Schloss, wo er es mit Liebenswürdigkeiten überhäuft. Die kleine Meerjungfrau ist überglücklich, auch wenn ihr jeder Schritt in dieser fremden Welt furchtbare Qualen bedeuten.

Der Prinz hingegen ist getrieben von der inneren Unrast, das unbekannte fremde Mädchen zu treffen und so wird aus seinen Gefühlen zur Verwandelten nie mehr als Zuneigung. Als dann eines Tages ein Schiff aus einem entfernten Land an das Königreich kommt, traut er seinen Augen kaum, als aus diesem eine Edeldame steigt: Es ist die Prinzessin des Nachbarlandes, die Frau, die er am Strand sah als er erwachte. Sofort heiraten die beiden.

Die verwandelte Meerjungfrau geht an den Strand und weint bittere Tränen, da sie erkennt, dass der Prinz sie niemals lieben wird und sie spürt, dass sie nun sterben muss. Da erscheinen ihre Schwestern, die im Tausch mit der Meerhexe für ihr Haar die Lösung erzählt bekamen, wie sie noch zu retten sei: Sie müsse den Prinzen töten, dann könnte sie wieder zur Meerjungfrau werden.

Den Rest der Geschichte erzähle ich nun hier nicht mehr weiter, da ich weder Märchen noch Film, der ersteres quasi komplett adaptiert, spoilern will. Wer aber nur das Disney-Ende der "little Mairmaid" in Erinnerung hat, dem rate ich: Think again! :-)

KRITIK:

Es hat seinen Grund, warum diese Kritik zuerst die Geschichte der Rusalka rezitiert. So bin ich der Ansicht, dass man diesem Film viel mehr abgewinnen kann, wenn man merkt, mit welcher Liebe zum Detail selbst kleine Facetten des Märchens in den Film - und damit in die Zeit der modernen Gegenwart - übertragen wurden.

Dabei geht es nicht immer humorlos zu: So besteht die Reise ins Menschenreich und die Verwandlung darin, dass Alisa, die die "Meerjungfrau" spielt, von der düsteren, öden Meeresküste nach Moskau kommt, wo sie dann als gesichtsloses Maskottchen, als Handy (!) und als Bierkrug (!!!) mit grünen Haaren herumläuft.

Der Prinz ist ein reicher Yuppie, der Grundstücke auf dem Mond (Song of the Moon) verscherbelt. Und statt Heirat gibt’s halt wilden Sex.

Es wäre aber falsch den Film als reine Adaption eines Märchens in die heutige Zeit zu betrachten. Gewitzt thematisiert er die Probleme der russischen Gesellschaft: Landflucht, Alkoholismus und Jugend-Orientierungslosigkeit, die Zwei-Teilung der Gesellschaft: Blockbauten und Ausbeutung durch Billigjobs auf der einen Seite, Luxusappartments und Konsum von nutzlosen Dingen (e.g. Mondgrundstücke) auf der anderen. So bleibt auch abseits der Liebesgeschichte genügend Interessantes zum Nachdenken.

Yevgeniy Tsyganov mimt einen ziemlich coolen Prinzen. Man nimmt ihm seine Verwirrung und seine Todessehnsucht durchaus ab.

In die Begeisterungsstürme der anderen Medien zu Masha Shalaeva, die die Alisa spielt, möchte ich nicht einstimmen. Ihre Performance war ok, jedoch fehlte etwas, was mir mehr Empathie gegeben hätte.

Filmtechnisch gibt’s nichts zu meckern. Der Preis für die beste Regie beim Sundance 2008 ist durchaus gerechtfertigt, Bild und Schnitt sind gut gelungen. Schwach ist hingegen vor allem die Soundproduktion, durch die man sich unnötigerweise in einen Budgetfilm versetzt fühlt. Irgendwie klingt alles sehr gequetscht, wie wenn man den Soundtrack mittels Kassettenrekorder aufgenommen, dann danach in 16 Bit-Qualität konvertiert und dann direkt mit den Soundeffekten gleichzeitig wieder zusammengespielt hätte. Es stellt sich fast die Frage: War das Absicht?

Rusalka Bild 1
Rusalka Bild 2
Rusalka Bild 3
Rusalka Bild 4
Rusalka Bild 5
Rusalka Bild 6
FAZIT:

Ein Film wie ein stürmischer Tag am Meer. Melancholisch, düster, unbändig und zugleich doch magisch, romantisch und berauschend.

WERTUNG: 7 von 10 Goldfischen in der Badewanne
TEXT © Andreas Berger
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